Garnelen Johnny oder Der wildgewordene Politmob oder Brasilianische Kinderfeste machen Angst

Salvador da Bahia, 14.10 – 23.10.2014

Teil 1:

Nach einem zweistündigen Flug kamen wir am Dienstag, den 14.10. in Salvador an. Vorher gabs unsägliche Diskussionen ums Gepäck mit TAM, die wir inzwischen für die nervigste und kundenfeindlichste Airline halten – zumindest was das Bodenpersonal angeht. Jonas hat den ganzen Flug über die brasilianischen Damen neben und vor ihm bespaßt oder sich bespaßen lassen und war bester Laune. Zum Glück gabs wieder einen separaten Sitzplatz für Jonas.

Am Flughafen angekommen, fehlte erst einmal unser Fahrer, der uns in unser neues Domizil bringen sollte. Hatte der Gastgeber vergessen. Also musste schnell ein Taxi her. Das brachte uns dann auch von einem Stau über den nächsten schließlich nach Barra, einen Teil von Salvador, der zwei schöne Strände hat. Einer davon sollte einer der schönsten Strände der Welt sein. Nunja.

Untergekommen sind wir in einer Art umgebauter Villa. Jonas hat sein eigenes Zimmer und der Strand ist nicht weit weg.

Da wir abends ankamen, gingen wir erst einmal auf die gegenüberliegende Straßenseite in eine brasilianische Bar, in der auf einem unverhältnismäßig riesigen Bildschirm die ganze Zeit Telenovelas liefen – mit brasilianischen Schauspielern mit dramatischer Mimik und Gestik. Jonas wurde während unseres Essens vom brasilianischen Opi auf einen Stuhl gesetzt und von diesem in Gespräche verwickelt. Bestens. Jonas brabbelt Babysprache, Opi Portugiesisch. Beides irgendwie unverständlich. Passt.

Am nächsten Tag begann – eigentlich immer das gleiche Spiel – unser üblicher Run in den Supermarkt auf der Suche nach Babygläschen. Barra ist ein recht einfacher Ort, aber ein Megaeinkaufszentrum ist vorhanden…

Diesmal haben wir den Heilsbringer nach einer Odyssee durch Supermärkte, Apotheken und ein Einkaufszentrum schließlich noch am ersten Tag finden können. Puh, das war enorm anstrengend. Aber das Breithema waren wir los.

Vormittags hatten wir bereits eine ganze Weile im örtlichen Reisebüro verbracht, um mit der Inhaberin – die ausschließlich portugiesisch sprach – Flüge nach El Calafate und anschließend nach Santiago de Chile zu buchen. Eine lustige Angelegenheit…Aber geklappt hat das ganze Spiel. Am Ende gab es jedoch die Flüge im Internet erheblich günstiger, so dass wir leider das örtliche Reisebüro doch nicht unterstützen konnten. Dafür steht nun fest: Von Buenos Aires aus wird es nach Patagonien gehen!

Abends haben wir dann am Stand ein Restaurant gefunden, in das die Brasilianer auch alle ihre Kinder mitbringen. Jonas war hier (so wie alle Kinder in Brasilien) ein kleiner König. Er bekam seinen eigenen Babystuhl (Quasithron) und alle Familien im Umkreis waren um sein Wohl besorgt. Dass er auch ja nicht schief in seinem Kinderwagen sitzt, die Treppe wohlmöglich herunterfallen könnte, dass er sein eigenes Essen und Getränk bekommt und so weiter…

Und so kam es ab diesem Abend, dass Jonas, der noch 10 Tage zuvor mit einer halben (!) Blaubeere kämpfen musste, darauf bestand, sein Gemüse und Garnelen mit der eigenen Gabel zu essen. Nun denn…

Hoch im Kurs bei Jonas sind nach wie vor seine Maniok-Flips (Biscoito de Polvilho), ohne die er nicht mehr ausgehen will und sein agua de coco.

An einem der nächsten Tage waren wir in der Altstadt von Salvador. Es war schon schwierig, einen Bus zu finden, der dort hin fährt. Denn Brasilianer sind super hilfsbereit. Aber da die Auskunft auf Portugiesisch kam, musste die dann wieder interpretiert werden. Schwierig. Inzwischen haben wir gelernt, dass Englisch nur in Privatschulen gelehrt

wird. Und damit waren bereit sin Rio die englisch sprechenden Brasilianer seltene Exemplare. Aber: Der Bus kam. Einen Platz für Kinderwagen gibt’s auch (hier gesetzlich gesicherter Anspruch, wie auch die entsprechenden Sitzplätze für Schwangere, Ältere, Gebrechliche. Und hinten im Bus sitzt der Fahrkartenverkäufer auf seinem Stühlchen. Der Busfahrer drückt ordentlich auf die Tube und nach einem Ritt kamen wir in der Altstadt (Pelourinho) an. Mit einem Fahrstuhl kommt man in die hochgelegene Altstadt. Hier sind viele alte Gebäude, zum Teil restauriert, zu sehen.

Jonas hatte den meisten Spaß am Brunnen vor der Basilika Salvadors. Der ist mit Sambamusik beschallt und Jonas konnte vor sich hin tanzen.

Während er noch vor sich hin hopste, ging in der Nebenstraße plötzlich ein Feuerwerk los und auf einmal kamen für uns aus dem Nichts plötzlich Menschenmassen mit Fahnen und Musik in die Altstadt gestürmt. Hier handelte es sich wohl um eine Art Wahlveranstaltung der Oppositionspartei im Zusammenhang mit den Wahlen in Brasilien. Wir haben nur mit offenem Mund gestaunt, was da plötzlich los war. Jonas hat sich davon wenig beeindrucken lassen und hatte seinen Spaß. Er mitten im wildgewordenen Mob seine ersten freien Schritte gemacht und mit Teilnehmern der Veranstaltung gespielt. Unklar blieb, ob die Teilnehmer – oft sehr jung- wirklich Anhänger der Opposition waren. Man weiß es nicht.. Leider gibt’s von diesem Tag keine Bilder. Wir hatten die Speicherkarte zu Hause vergessen. Da wir aber nochmals nach Pelourinho fahren, gibt’s demnächst noch einen bebilderten Bericht hierzu.

Einen Tag haben wir uns in einem Hausfrauen geführten brasilianischen Schönheitssalon eine Behandlung gegönnt. Die Salon sprießen hier wie Pilze aus dem Boden. Was wohl daran liegt, dass brasilianische Damen, gleich welchen Einkommens, regelmäßig in den Salon gehen, um sich ordentlich aufhübschen zu lassen.

Gestern haben wir die örtliche Lavanderia bemüht, um unsere Wäscheberge zu waschen. Eine Waschmaschine haben wir diesmal leider nicht. Die Zwischenzeit haben wir an der Strandpromenade verbracht und gerieten in ein riesiges Kinderfest. Alle Einwohner brachten ihre Kinder mit und standen in riesigen Schlangen vor Hüpfburgen, Bühnen und Fressständen. Es wurden Luftballons verteilt und Polizei, Feuerwehr, Marine und Hubschrauberpiloten zeigten ihre Berufe. Ja, für Brasilianer sind Kinder kleine Könige und so werden sie auch verehrt.

In Erinnerung bleibt uns vor allem die Begegnung mit dem kleinen blinden Mädchen, das so glücklich nach der Berührung von Jonas aussah.

Den Tag haben wir an der Promenade des schönen Strandes verbracht. Unten am Stand verbrachten dicht an dicht die Brasilianer ihren Samstag. Mit Bier trinken, quatschen und – das wird in Brasilien ausgiebig praktiziert: Sport. Überall sieht man Menschen joggen, es werden Zirkeltrainings aufgebaut und es wird zusammen trainiert. Nicht, dass im Ergebnis hier alle besonders sportliche Figuren hätten. Aber das scheint auch nicht das Ziel zu sein. Wobei andererseits die Anzahl der ordentlich aufgepumpten Männer auch recht groß ist. Muskeln sind wohl recht wichtig hier.

Sehr amüsant waren eine Frau und ein Mann, die mit ernster Miene Phantasie-Yogaübungen machten. Und plötzlich gesellten sich immer mehr Brasilianer hinzu und machten mit. Lustig anzusehen-siehe Bilder!

Wie jeden Abend war von der Promenade aus ein spektakulärer Sonnenuntergang zu sehen. Den haben wir von der Terrasse eines neu entdeckten Restaurants genossen. Hier hat Jonas in James einen neuen Freund gefunden. Jede freie Minute nutzte der jugendliche Brasilianer, um sich um den kleinen wilden Mann zu kümmern.

Auf dem Heimweg spielte eine Dreimann-Band mit Mitgliedern aus Italien, Argentinien und Brasilien Coversongs und wir standen mit einer Menge anderer Leute dort und tanzten und hatten Spaß. Jonas hat mit einem geschenkten Luftballon ganz andächtig auf die Band geschaut und mitgewippt. Ein schöner Abend.

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